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Was wird beim Neugeborenen-Hörscreening genau getestet und wie zuverlässig sind die Resultate?

Wie läuft der Test ab?

Die Messung otoakustischer Emissionen kann nach wenigen Stunden nach der Geburt durchgeführt werden. Dabei erzeugt ein Gerät Töne aus einer Bandbreite verschiedener Frequenzen. Bei einer gesunden Cochlea mit normalen Sinneszellen werden diese Töne wie ein Echo zurückgeworfen. Das Testgerät empfängt diese zurückgeworfenen Wellen. Dies bedeutet, dass Aussen-, Mittel- und Innenohr korrekt funktionieren. Was mit diesem Test nicht überprüft werden kann, sind Störungen des Hörnervs oder des Gehirns.

Warum braucht es diesen Test kurz nach der Geburt?

In westlichen Ländern ist ein beidseitiger Hörverlust sehr selten. Er liegt ungefähr bei einem Kind pro 1000 Neugeborenen. Über die Hälfte dieser Fälle sind genetisch bedingt. Das heisst die Mutter oder der Vater oder beide sind Träger eines Gens, welches zur Hörbeeinträchtigung führt. Vater und Mutter können normalhörend sein und trotzdem Träger eines defekten Chromosoms, welches dann an das Neugeborene weitergegeben wird. In weniger als der Hälfte der Fälle ist der Hörverlust nicht genetisch. Gründe für einen Hörverlust können in einer Schwangerschaftsdiabetes der Mutter, Meningitis, Enzephalitis, Masern oder Mumps des Kindes liegen. Auch extreme Frühgeburten können Auslöser für eine Hörschädigung sein. Eine Hörbeeinträchtigung hat weitreichende Folgen auf den Lautspracherwerb aber auch auf die ganze soziale und emotionale Entwicklung. Mit einer frühen Diagnose und anschliessender entsprechender Massnahmen (familienorientierte Frühförderung, Anpassung geeigneter Hilfsmittel) können die Folgen dieser Entwicklungsverzögerungen vermindert werden. Eine frühe Diagnose leisten einen wichtigen Beitrag für die kindliche Gesamtentwicklung und kann vor allem die Kommunikation und die Sprachentwicklung der Kinder erleichtern.

Was passiert, wenn der Hörscreening-Test nicht bestanden wird?

Besteht das Neugeborene den Screeningtest nicht, muss dies nicht unbedingt bedeuten, dass das Kind hörbeeinträchtigt ist. Leichte Kopfbewegungen beim Messen oder Flüssigkeit im Mittelohr können dazu führen, dass das Echo der gesendeten Töne nicht empfangen werden kann. Es ist unabdingbar, dass das Screening dann nach einiger Zeit wiederholt wird. Sollte auch dieser Test negativ ausfallen, ist eine Hirnstamm-Audiometrie angezeigt. Diese erlaubt eine definitive Aussage, ob das Neugeborene hören kann oder nicht. Dieses Verfahren ist allerdings aufwändiger. Damit wird geprüft, ob die Töne im Hirnstamm verarbeitet werden oder nicht. Diese Methode gibt auch Aufschluss, ob der Hörnerv und das Hörzentrum im Hirn normal funktionieren.

Wird der Test bei allen Neugeborenen durchgeführt?

Das Hörscreening sollte bei allen Babys auf beiden Ohren durchgeführt werden. Die Krankenkasse bezahlt diesen Test. Fragen Sie nach, wenn Sie nicht sicher sind, ob der Test bei ihrem Baby gemacht wurde. Geburtshäuser oder kleine Spitäler, die kein Screening Gerät zur Verfügung haben, müssen die Babys zur Kontrolle zu einem Kinderarzt oder in eine Klinik schicken. Auch wenn Ihr Kind zuhause geboren wurde, muss das Hörscreening durchgeführt werden.

Kann eine Hörbeeinträchtigung auch erst im Kindesalter entstehen?

Erkrankt ein Kind z.B. mit zwei Jahren an Meningitis, kann eine sensorineurale Hörbeeinträchtigung (Innenohrschwerhörigkeit) natürlich auch später einsetzen. Ein Hörverlust kann auch durch Behinderung oder Schädigung in den äusseren Teilen des Ohres auftreten. Zu viel Ohrenschmalz oder ein Trommelfellriss führen zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Eine solche Schallleitungsstörung kann auch durch Infektionen im Mittelohr, bei der sich Flüssigkeit ansammelt, entstehen. Im Falle einer Schallleitungsschwerhörigkeit kann mit medizinischen Massnahmen meist eine deutliche Verbesserung erreicht werden.

 

Haben Sie noch weitere Werke, welche nicht hier Aufgelistet sind? Senden sie uns einen Link dazu, wir freuen uns immer über Hinwesie.

Zahlen zur Hörbehinderung

  • Rund 20'000 - 30'000 Gehörlose leben in der Schweiz
  • 1.3 Mio Menschen mit einer Hörbehinderung leben in der Schweiz
  • 1 - 2 von 1'000 Kindern werden im europäischen Raum mit einer Hörbehinderung geboren
  • 90% der gehörlosen Kinder haben Eltern ohne Hörbeeinträchtigung
  • 2005 – 2010 wurde schweizweit bei 97.9 % der Neugeborenen ein Hörscreening durchgeführt